Sri Lanka: Kleine Insel, ganz groß
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Wie eine einsame, wenngleich dicke Träne liegt Sri Lanka unweit des indischen Subkontinents im gleichnamigen Ozean. Ob der wechselhaften Geschichte der bis 1972 als Ceylon bekannten Insel sowie zahlloser Katastrophen und bis heute andauernder Krisen würde man der einheimischen Bevölkerung die eine oder andere Träne auch durchaus zusprechen. Aktuell befindet sich die ehemalige britische Kolonie etwa inmitten einer anhaltenden schweren Wirtschaftskrise, sodass beispielsweise  die Benzinabgabe an Tankstellen auf 40 Liter pro Fahrzeug pro Woche begrenzt und die Einfuhr zahlreicher Produkte aus dem Ausland untersagt ist, um die heimische Ökonomie anzukurbeln. Das durchschnittliche Jahreseinkommen liegt bei knapp 3.500 Euro und der Großteil der Bevölkerung lebt unter einfachsten Bedingungen. Doch Unmut, Trauer oder sonstige negative Emotionen sind hier, zumindest an der Oberfläche, nicht anzutreffen. Stattdessen begegnen einem überall nur freundlich lachende Menschen, die auch ungefragt jederzeit ihre Hilfsbereitschaft zeigen – was solche Ausmaße annehmen kann, dass es manchmal schon etwas zu viel des Guten ist.

Blickrichtung: Nach vorne

Das Land, so reich und doch so arm, geizt nicht mit Kontrasten, sowohl was die Landschaft, Fauna und Flora als auch die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung betrifft, die sich in erster Linie aus Singhalesen und Tamilen zusammensetzt. Die Multikulturalität spiegelt sich vor allem in der sprachlichen und religiösen Vielfalt wider, während ihr in den zahlreichen, hauptsächlich spirituell geprägten Festivitäten farbenfroher Ausdruck verliehen wird. Auch wenn alles friedlich aussieht, war das nicht immer so und noch heute trügt mancherorts der Schein. Aufgrund bewaffneter Auseinandersetzungen mit einer als „Tamilische Befreiungstiger“ bekannten Separatistenorganisation war der Norden Sri Lankas Sperrgebiet und touristisches Niemandsland, bis im Jahr 2009 ein fast 30 Jahre währender Bürgerkrieg zu Ende ging. Die Probleme zwischen Singhalesen und Tamilen sind zwar nicht vollends aus der Welt geschafft und Spannungen flammen immer wieder auf, doch mittlerweile können sich Reisende überall auf der Insel frei bewegen. Die Besucherzahlen nähern sich langsam wieder dem vor-pandemischen Niveau an, das im Jahr 2019 bei knapp zwei Millionen lag. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es nicht einmal eine Million. Nach wie vor bewegen sich die meisten Reisenden südlich der ehemaligen – imaginären – Demarkationslinie, während der Norden noch unberührter ist und die klassischen Urlauber sich auf die Strände im Süden und Westen konzentrieren. Doch selbst, wer sich auf kleinstem Raum bewegt, bekommt bei der Vielfalt, die Sri Lanka zu bieten hat, genug zu sehen.

Üppiges Grün überzieht das Eiland, dessen gebirgiges, von Teeplantagen und Wäldern dominiertes Hochland einen scharfen Kontrast zum Tiefland mit der knapp 1.800 Kilometer langen Küstenlinie darstellt. Diese wurde im Dezember 2004 in weiten Teilen vom Tsunami verwüstet, heute sind jedoch alle Spuren der Zerstörung verschwunden und nur mancherorts erinnern Gedenkstätten an das verheerende Unglück von damals. Entlang einzelner Abschnitte im Südwesten und Süden gibt es hingegen einen richtigen Bauboom. Hotels und Anlagen, die sich an eine hippe Zielgruppe von Surfern, Yogis und, wie könnte es anders sein, Influencern richten, scheinen nur so aus dem Boden zu sprießen. Es ist offensichtlich: Man schaut nach vorne, in die Zukunft, und sieht hoffnungsfroh einem neuen touristischen Aufschwung entgegen … mehr hören im Podcast

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